SHIROKKO MUSIK
Das war der Laden für ausgewählte Musik
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Forum - Meinungen und Kommentare

Am 7. November 2016 ist Leonard Cohen verstorben. Lesen Sie hier meinen Nachruf   
Keith Jarretts Solokonzert in München am 16. Juli 2016
Das ECM-Festival in Merzhausen, April 2016

Anja Lechner und Dino Saluzzi am 28. Juni 2015
Die Premiere von Anouar Brahems Souvenance am 4.12.2014 in München
und viele weitere Kommentare.....

Zunächst in eigener Sache: 

DIE SHIROKKO-REZENSIONEN

Verehrte Kundinnen und Kunden!
Viele von Ihnen haben  meine Besprechungen der CDs geschätzt, denn diese Besprechungen waren stets "garantiert subjektiv".  Will heißen: sie waren nicht von irgendeinem PR-Text abhängig, sondern entstanden ausschließlich durch das Anhören und der Musik (meist zusammen mit Kunden).
Es war nicht meine Aufgabe, Musik absolut zu bewerten. Ich bin kein Musikwissenschaftler und auch kein Journalist. Als Inhaber eines kleinen Ladens war ich aber darauf angewiesen, daß der Kunde zufrieden ist und wieder kommt. Und nicht ohne Stolz erkenne ich, daß derartige Rezensionen selbst bei größeren Firmen absolute Ausnahme waren.

Deshalb hatte der Kunde die Erwartung und auch den Anspruch, daß ich ihm eine Hilfestellung gebe, daß ich ihn berate, ob sich der Kauf einer CD wirklich lohnt oder ob es eine Alternative gibt.
Mit anderen Worten: unsere Kunden wollten von uns erfahren, wo die Unterschiede in den einzelnen CDs liegen. Dies dem Kunden klar zu machen, war unsere wichtigste Aufgabe als Verkäufer und als Berater. 

Wir waren Händler, keine Richter. Sollten Sie mit einer der - zugegebenermaßen oft recht offenherzigen und keineswegs objektiven - Kritik nicht einverstanden gewesen sein, bitte ich um Verständnis. Wer mich und meine CD-Texte genauer kennt, der lernte auch zwischen den Zeilen zu lesen. Wenn mir eine CD nicht gefiel, dann konnte sie durchaus gut sein - sie traf mich nur aus irgendeinem Grund nicht, zumindest nicht beim Zeitpunkt des Rezensierens.
Wenn ich aber geschrieben habe, eine CD sei "gut", dann war sie es wirklich. Sie konnten und können sich drauf verlassen.

Wenn diese CD dann auch noch den Weg in Ihr Herz (und in Ihr CD-Regal) gefunden hat, dann 
hat sich meine Arbeit gelohnt. Wir haben damit bewiesen, daß es durchaus möglich war, gute Ware zu guten Preisen an gute Kunden zu verkaufen.

Daß dies mit zunehmender Zeit immer schwieriger wurde, daß die Hör- und Einkaufsgewohnheiten sich radikal veränderten, dafür können Sie nichts, liebe Kunden, und ich schon gar nicht.
Deshalb mein Ratschlag: auch wenn Sie künftig auf meine Empfehlungen verzichten müssen - sortieren Sie doch einfach Ihr CD-Regal nach "bei SHIROKKO" und "anderswo" gekauft.
Sie werden feststellen: "unsere" CDs behalten ihren Wert und werden Sie noch in vielen Jahren erfreuen. Das hilft vielleicht darüber hinweg, daß es das SHIROKKO nicht mehr gibt - und hält unseren Laden und unsere Arbeit in guter Erinnerung.

Gerhard Rühl, SHIROKKO MUSIK,  im April 2017

 

Thank you, Leonard Cohen
ein Nachruf von Gerhard Rühl

Als ich Leonard Cohen im September 2012 in der Arena von Verona sah, spürte ich, wie sehr er in den letzten Jahren körperlich abgebaut hatte, dennoch aber ein fabelhaftes Konzert absolvierte. 
Ich dachte mir: das wäre eigentlich ein optimaler Moment, aufzuhören. Hey, that’s a way to say goodbye. Aber Cohen machte weiter, noch ein ganzes Jahr dauerte seine Tournee. Er war offensichtlich "getrieben"  von der eigenen Begeisterung, voller Adrenalin, und er war getragen von der Welle der Sympathie, die ihm weltweit entgegenschlug.
       
      
Rückblick, vier Jahre zuvor, München im Oktober 2008. Im Vorfeld war zu hören, Cohen müsse aus finanziellen Gründen wieder auf Tournee gehen, weil er um sein Vermögen betrogen wurde. So lag die Vermutung nahe, daß er ein Routinekonzert geben würde. Weit gefehlt! Sichtlich bewegt von der Wirkung, die seine Songs noch immer ausüben, wurde dieses Konzert (wie alle folgenden) eine Demonstration der Menschlichkeit, der Würde, der Ernsthaftigkeit aber auch der Freude. So wurde selbst die so kühle Olympiahalle in ein Gefühl menschlicher Wärme getaucht. Ich schwöre: es war nicht das Geld, das Leonard Cohen dazu bewegte, jeden zweiten Abend ein dreistündiges Konzert zu absolvieren. Das mag vielleicht ganz am Anfang, im Mai 2008, noch so gewesen sein. Aber je länger die Tourneen dauerten (es wurden schließlich über 380 Konzerte!), desto stärker war der Wille und die Lust, sein Bestes zu geben. Und das war eine ganze Menge.
       
      
Leonard Cohen kostete jeden Moment genüßlich aus. Im eleganten Nadelstreif gekleidet war er ein echter Gentleman, außer zwei Videoscreens, die ihn meist in Großaufnahme zeigten, brauchte er keine Bühnenshow. Pure Musik, reduziert aufs Wesentliche und doch so vielfältig. Unvergeßlich, wie er immer wieder seinen legendären Hut zog, vor dem Publikum und vor den Musikern, die er oft knieend in Dankbarkeit ehrte und bewunderte. So einen Menschen wünschte man sich als Großvater. Oder, aus weiblicher Sicht, auch als Liebhaber, was am hundertfachen Jauchzen und Seufzen zu hören war, wenn er sang „
if you want a doctor, I’ll examine every inch of you“.
       
      
Es war eben nicht nur die Wirkung seiner Lieder, seiner unvergeßlichen Songs und seiner Poesie. Es war die schier unfaßbare Menschlichkeit, die Leonard Cohen verströmte. Ein intellektueller, ein melancholischer,  ein weiser, aber auch ein humorvoller und ironischer Mensch. Er sagte: „ich habe alle Drogen und Medikamente ausprobiert, aber die Lebensfreude hat immer wieder gesiegt“. So war er stolz auf sein Publikum, seine Musiker, seine Lieder – aber er war niemals selbstgefällig.
Ein Beispiel: drei Tage vor seinem Konzert in Barcelona war er in Valencia auf der Bühne zusammengebrochen. Wohl jeder andere Künstler hätte verkündet: „here I am, back again“. Das hatte Cohen nicht nötig, er spielte auch an diesem Tag, seinem 75. Geburtstag, als sei nichts gewesen. Diese Souveränität machte aus ihm nicht nur einen besonderen Künstler, sondern auch einen besonderen Menschen.

      
Mehr als eine Million Zuhörer haben diesen besonderen Menschen auf seinen Tourneen von 2008 bis 2013 bewundert. Es waren beileibe nicht nur „Ex-Hippies“ mit nostalgischen Gefühlen – es waren erstaunlich und erfreulich viele junge Leute, die Cohen vielleicht nur von den LPs ihrer Eltern her kannten. Oder, viel wahrscheinlicher, die von der weltweiten Euphorie ergriffen waren, die Cohens Konzerte begleitete. So spürte Leonard Cohen natürlich auch, welche enorme Wirkung er erzielte, und er wußte es zu schätzen,  daß ihm damit im hohen Alter noch ein besonderes Geschenk offenbart wurde. In Dankbarkeit sagte er „thank you for keeping my songs alive“ und er sang „you’ll be hearing from me long after I’m gone“.
       
      
Leonard Cohen wurde, egal in welchem Land und in welcher Stadt, empfangen von Fans, die ihm folgten wie Pilger – seine Konzerte ähnelten ja teilweise Gottesdiensten. Eingebettet in diese community, umklammert vom Symbol der „verbundenen Herzen“, hat sich damit eine ganz eigene, in der heutigen Zeit schon antiquiert wirkende und deshalb umso wichtigere, Stimmung verströmt, die in vielen Zuhörern noch heute eine Gänsehaut erzeugt.

       Als ich hörte, daß Bob Dylan den Nobelpreis für Literatur bekommt, war mein erster Gedanke: das wird auch Zeit. Aber schon der zweite Gedanke war: Leonard Cohen wäre mir lieber gewesen. Das schwedische Komitee hat damit die Chance vertan, einen großen Poeten zu ehren. Wie man jetzt weiß: Cohen hätte die Preisverleihung nicht erlebt, aber sein Leben und sein Werk hätten einen würdigen Abschluß gefunden. Diesen hat es aber auch ohne Nobelpreis dann doch gegeben. Im Laufe des Jahres, getrieben von Sohn Adam, und trotz schwerer Krankheit und starken Schmerzen (er hatte mehrere Brüche der Wirbelsäule), hat Leonard Cohen im Alter von 82 Jahren sein letztes Album „You Want It Darker“ fertiggestellt – es wurde knapp zwei Wochen vor seinem Tod veröffentlicht und von Kritikern hymnisch gelobt. Denn Cohen, wissend um sein nahendes Ende, hat hier Lieder von tiefer Nachdenklichkeit präsentiert.
       
Diese Nachdenklichkeit hat auch mich ergriffen, als ich die Nachricht von Leonard Cohens 
Tod erfuhr. Nachdenklichkeit, Melancholie, aber mehr Traurigkeit als Trauer, die sich alsbald aber in Dankbarkeit verwandelte. Dankbarkeit dafür, daß Cohen, wie Sohn Adam berichtet, in Frieden zuhause verstorben ist. Dankbarkeit dafür, diesen so einzigartigen Menschen kennengelernt zu haben. Zwar nicht persönlich, aber dennoch in großer emotionaler Nähe. Er hat uns allen mehr gegeben als „nur“ wunderschöne Lieder und unvergeßliche Momente. Er hat in unseren „verbundenen“ Herzen etwas eingepflanzt, was bleiben wird.

Und allen Freunden und Fans rufe ich zu 
„your eyes may be full of sorrow, but your hearts shall be full of gratitude“.


Gerhard Rühl, November 2016

hier finden Sie den Text auch als pdf-file zum Ausdrucken



Thank you, Leonard Cohen

When I saw Leonard Cohen in September 2012 in the Arena di Verona, I realized that his physical state had weakened in the last years, but nevertheless his concert was fantastic as ever. I thought by myself: wouldn’t that be the right moment to quit? „Hey, that’s a way to say goodbye“. But Cohen went on for more than one year. He was driven, obsessed by his success and he was caught and carried by a wave of sympathy.
       
       Four years before, Munich. It was said that Cohen had to tour again because a manager had stolen all his money. My suspicion, Cohen would play only in routine, was  proven totally wrong. He was overwhelmed by the reaction of his songs, of his performance (and besides two videoscreens he did not need any show effects). I swear: it was not the money that motivated him. Maybe yes at the beginning of his tour, but the longer the tours lasted (ending up in more than 380 appearances), the stronger was his power to give his best. And that really was a lot.
       

       Leonard Cohen, a real gentleman, enjoyed every moment on stage. He took off his legendary fedora again and again, honouring the spectators and his musicians. Wouldn’t he be the kind of grandfather we all wish to have? Or, from a female view, the lover? Hundreds of sighs could be heard in the audience when he sang „if you want a doctor, I’ll examine every inch of you“.
       
       It was not only the effect of his songs, his poetry – it was the human kindness that made Cohen great in these moments. An intellectual, melancholic, wise person, but also one with a fine sense of humour. He was proud of himself, his musicians, his songs, but he never showed any sign of arrogance. More than a million spectators have watched his tours around the world. Not only ex-hippies with nostalgic feelings. Many very young people were attracted by the euphoric reception that surrounded his concerts. Of course, Leonard Cohen had deep feelings about the empathy, not really obvious for a man in his late seventies. In gratitude he said: „thank you for keeping my songs alive“ und he sang „you’ll be hearing from me long after I’m gone“.
      

      
In every country, in every city, people gathered together in the community of „unified hearts“, they followed him like pilgrims, gathered together like a big family. A feeling that seems ‚old school’ in times of mass communication and social media – but more important than ever. A feeling that produces goosebumps even many years later.

       When I heard that Bob Dylan will be awarded with the Nobel prize, my first thought was: it’s high time. But my second thought was: I would have preferred Leonard Cohen. The Swedish committee lost the chance to honour a great poet. As we now know, Cohen would not have had the chance to receive the award personally, but it would have given his life and his work the final appreciation.
But, also without the Nobel prize, his lifetime achievement has ended up in a great way. Supported by his son Adam, Leonard Cohen finished his last and highly acclaimed album „You Want It Darker“ despite his disease and pains. He died two weeks after the release. What an ending, writing these songs in the consciousness that the end is near!

The news about Leonard Cohen’s dead caused me sorrowful and melancholy feelings, but they changed very soon in gratefulness. I am grateful that he did not have to suffer too much – Adam says that his father passed away peacefully in his home. I am grateful having had the chance to meet this outstanding person and artist, not personally, but with deep emotional closeness. Leonard Cohen has given us all more than beautiful songs, he seeded a plant in our unified hearts that will grow forever.
So my request to all of you, friends and fans:  
„your eyes may be full of sorrow, but your hearts shall be full of gratitude“.

Gerhard Rühl, November 2016

english version can be downloaded here as pdf-file

 

Keith Jarrett und die smartphones
Gedanken zum Solokonzert von Keith Jarrett am 16. Juli 2016 in der Münchner Philharmonie.
Von Gerhard Rühl

Erste Vorbemerkung:
In den letzten zwei Jahren unseres Geschäftslebens hat es uns zunehmend genervt, daß täglich Leute in den Laden gekommen sind und mit ihren smartphones drauflos fotografiert haben. Mit einer Selbstverständlichkeit, als sei das das Normalste von der Welt – denn was alle tun, kann ja nicht verkehrt sein!? In Wirklichkeit ist das Eindringen in Privatsphäre aber respektlos.

Zweite Vorbemerkung:
Ich sehe ja ein, daß Leute, die vielleicht von weit her angereist sind und nicht gerade wenig Eintritt bezahlt haben, ein Erinnerungsfoto machen wollen. Das muß aber nicht zwangsläufig während des Konzerts sein, schon gar nicht wenn der Künstler das nicht will! In der Reihe vor mir sitzt ein Portugiese, der noch während die Saalbeleuchtung ausgeht fleißig SMS tippt! Als die Dame neben mir ihn bittet, das Handy auszumachen, dreht er sich wütend um. 
Ich frage mich, mit welcher Einstellung und Konzentration jemand solch ein Konzert erleben wird. 
Für mich jedenfalls gehört es dazu, die Atmosphäre aufzusaugen und mich selbst einzustimmen…

Dritte Vorbemerkung:
Ich fand die vorauseilende Disziplinierung des Publikums bei Keith-Jarrett-Konzerten immer etwas übertrieben. Ja, ich fürchte sogar, sie hat manche Dinge eher noch provoziert. Für korrektes Verhalten brauche ich eigentlich keine Vorschrift, da genügt mir gute Erziehung. Andererseits: Husten und Niesen zu unterdrücken ist schwierig,  aber sein smartphone auszuschalten ist ganz einfach!

Nun jedoch zum Konzert.
Samstag abend in der Münchner Philharmonie. Das Publikum wird schriftlich und per Ansage gebeten, absolut ruhig zu sein und vor allem nicht zu fotografieren. Wir haben Plätze ziemlich weit oben. Ich blicke in den Saal und sehe Dutzende leuchtender Displays. Ich denke „das kann ja heiter werden“. Schließlich gab es vor einer Woche im Wiener Musikvereinssaal einen Eklat. (Was ich nicht ahne: es wird tatsächlich heiter).
Das Konzert beginnt bereits um 19 Uhr, weil Keith Jarrett anschließend nach Nizza zurückfliegen muß. Nizza! Wie ich hinterher erfahre, war er am Donnerstag auch auf der Promenade, und es war bis Freitag mittag keineswegs sicher, ob er überhaupt kommen würde. Vielleicht sind die traurigen Ereignisse auch ein Grund, warum Jarrett derart gelöst wirkte, nach dem Motto „Hurra, wir leben noch“.

Die Saalbeleuchtung geht aus. Gespannte Stille. Der hagere Keith Jarrett betritt die Bühne, in schwarz gekleidet und mit kleiner Sonnenbrille. Er beginnt sein Konzert mit gewohnt abstraktem Spiel, als wolle er erst sich, seinen Flügel und die Stimmung im Saal ausloten. Doch schon in Part 3 läuft er zu Höchstform auf, das ist vielleicht eines der schönsten Stücke, die er jemals gespielt hat. Atemlose Stille. Jarrett sagt „you may applaud“.
In der Folge reiht Jarrett eine Glanznummer an die andere, seine flinken Finger formen Tonkaskaden wie Wasserfälle – besonders stark sind jedoch die lyrischen Passagen, in denen Jarrett so unfaßbar sensibel und leise spielen kann. Großartig. Dann zwanzig Minuten Pause.

Nachdem der erste Teil des Konzerts so reibungslos abgelaufen ist, kommt Keith Jarrett sichtlich gut gelaunt wieder auf die Bühne. Im Beisein des Teams von ECM ist es ja praktisch ein Heimspiel für ihn.
Er spielt unglaublich gut, noch immer mit vollem Körpereinsatz und spürbarer Spannung. Fast nach jedem Stück verläßt er kurz den Saal, kommt wieder zurück, konzentriert sich immer wieder aufs Neue. Er sagt „das sollte man eigentlich nicht tun, aber wer soll es tun wenn nicht ich“. Es folgen wunderbare Stücke, eines schöner als das andere. Wie er jedes einzelne Stück fein ausklingen läßt, wie das Publikum sensibel abwartet bis der letzte Ton verklungen ist, erzeugt immer wieder Gänsehaut.

Und, ja, Jarrett spricht auch mit dem Publikum! Er tritt ans Mikrofon und sagt „ich habe über hundert Solokonzerte gegeben, aber es wird von Mal zu Mal schwieriger, denn ich will mich nicht wiederholen“.Mit feiner Selbstironie sagt er weiter: „ich will mich auch nicht imitieren, denn das würde bedeuten, einen alten Mann zu imitieren“. Er setzt sich wieder an den Flügel, betrachtet die Pedale und sagt „Ei ei ei“. So jovial, so gelöst, so witzig hat man Keith Jarrett wohl selten erlebt. Und auch nicht so gut.

Das Ende des Konzerts rückt näher. Vereinzelt sehe ich nun doch smartphone-displays aufleuchten. Von rechts blitzt es. Jarrett spielt als Zugabe „Over the Rainbow“. Vielleicht etwas zu populär, aber doch wunderschön interpretiert. Standing Ovations. Leute machen Fotos.

Keith Jarrett geht ans Mikrofon und sagt abschließend 
a question to the assholes flashing me with their smartphones: why did you come?

Da ist sie wieder, Jarretts Empfindlichkeit, von der bislang überhaupt nichts zu spüren war. Ich finde seine Ansage zwar etwas übertrieben, es waren schließlich nur wenige unter den zweitausend Zuhörern, die sich nicht benehmen konnten. Dennoch ist sie richtig, was der große Applaus für genau diese Worte beweist. So gerät der Abend nicht nur zu einem unvergeßlich schönen Konzert, sondern auch zu einer Art Solidaritätskundgebung gegen den smartphone-Unfug. Sehr gut. Jarrett hätte auch sagen können „why don’t you stay home“.

Wir jedenfalls sind froh, nicht zuhause geblieben zu sein. Glücklich und beseelt lassen wir den Abend in milder Münchner Sommernacht mit Rotwein ausklingen, im Bewußtsein, ein großartiges Ereignis miterlebt zu haben.

 

Hochkultur und Hochwasser – 
das ECM-Festival 2016 in Merzhausen

eine Nachbetrachtung von Gerhard Rühl

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Merzhausen ist eine Gemeinde mit etwa 5000 Einwohnern, im Süden von Freiburg gelegen. 
Sie ist geprägt vom Übergang von der Tradition in die  Moderne. Neben Villen und historischen Bürgerhäusern findet man typische Nachkriegsarchitektur, im Zuge der stadtnahen Wohnraumbeschaffung aber auch anspruchsvolle Mehrfamilienhäuser und kleine Siedlungen.
Absolutes architektonisches Highlight ist das 2012 in der Ortsmitte erbaute Forum. Von einem  ortsansässigen Team geplant entspricht dieses Kultur- und Tagungszentrum höchsten optischen und technischen Ansprüchen. Alles ist vom Feinsten, das Foyer mit Solnhofener Steinplatten ausgelegt, der Saal für 450 Zuhörer mit neuester Bühnen- und Lichttechnik ausgestattet. Die Räume werden von einem umlaufenden vollverglasten Wandelgang umgeben.

Im Rathaus ist mit Reinhard Vogt ein Mann beschäftigt, der, seit er 1972 Chick Coreas Aufnahme "Return To Forever" gehört hat, Jazz-Fan und Fan des Münchner Labels ECM Records ist. Als die Planung für das Forum Merzhausen abgeschlossen ist, gründet er 2009 den Kulturverein artisse. Mehr noch – er setzt sich in den Kopf, ein ECM-Festival zu veranstalten. So macht er sich auf den Weg nach München, um das ECM-Team und vor allem den Chef, Manfred Eicher, für die Idee zu begeistern. Offenbar rennt er offene Türen ein, denn man schnürt ihm ein erstklassiges Paket von Künstlern zusammen. Vom innovativen Nik Bärtsch und seiner Formation Mobile über den polnischen Pianisten Marcin Wasilewski (diesmal im Quartett) bis hin zum charismatischen Duo Anja Lechner und François Couturier sind außerordentliche Musiker verpflichtet, dazu noch ein Late-Night-Konzert mit der ungarischen Gitarristin Zsófia Boros und eine Klassikmatinee mit den italienischen Schwestern Duo Gazzana. Doch nicht genug, es gibt auch eine listening session mit Manfred Eicher, eine Aufführung des Films Sounds And Silence und, eine großartige Idee, Displays mit ausgewählten ECM-Covers.  
So wird dieses Festival zu einem kleinen und dennoch sehr großen Gesamtkunstwerk.

Trotz des tagelangen Regens mit nachfolgendem Hochwasser versammeln sich drei Tage lang Musikfreunde im fast durchweg ausverkauften Forum. Das Publikum ist auffallend gut gemischt, aufmerksam und sachkundig. Das spürt man schon alleine daran, daß der Applaus erst einsetzt, wenn der letzte Ton wirklich vollständig verklungen ist. Lediglich bei Marcin Wasilewskis energetischem Auftritt lassen sich die Zuhörer zu spontanem Beifall hinreißen. Weil das schlechte Wetter keinen nach draußen treibt, verweilen die Gäste noch lange Zeit im Gebäude – und sie werden förmlich gebeten, noch zu bleiben! In bequemen Ledersesseln und im eigens eingerichteten "ECM-Pub" kann man den Abend bei feinem Wein noch gemütlich "auszittern" lassen. Am Verkaufsstand kann man ausgewählte CDs und Bücher bewundern. Weil ECM-Künstler grundsätzlich sehr umgänglich sind, signieren sie bereitwillig viele CDs (ja, da werden noch CDs gekauft….). So verdichten sich Publikum, Gäste, Veranstalter und Künstler zu einem musikalischen Epizentrum, Merzhausen wird für Tage zu einem kulturellen Magnetfeld.

Ich stelle mir die Frage, wie solch ein Festival in einer Großstadt funktionieren würde. In München hätten wir schon gar keinen annähernd schönen Saal. Möglicherweise wäre auch die Rezeption eine andere!? In Merzhausen jedenfalls war alles erkennbar eine Spur zurückgenommener, normaler und bodenständiger, dabei im Ergebnis aber durchaus erstklassig.

Schließlich wird mir auch klar: solche Ereignisse sind wohl nur noch möglich durch den unermüdlichen Einsatz von, ich nenne sie mal freaks, die unbeirrbar an Qualität glauben und festhalten. Wenn man den Initiator Reinhard Vogt beobachtet hat, der mit unaufgeregter Souveränität und großer Wachsamkeit jedes Detail im Griff hatte, wird deutlich: solche Leute braucht die Kultur dringender denn je. Insofern hat Reinhard Vogt in ECM-Mastermind Manfred Eicher einen kongenialen Partner gefunden. Beide sind von der Idee getrieben, die bestmögliche Leistung zu erbringen und dabei stets die Bodenhaftung nicht zu verlieren.

Auch deshalb war das ECM-Festival nicht nur eine erhellende, sondern auch lehrreiche Erfahrung.


Anja Lechner und Dino Saluzzi
am Sonntag den 28. Juni 2015 in Percha

Eine Nachbetrachtung von Gerhard Rühl

Der mittlerweile 80 Jahre alte Dino Saluzzi ist nicht nur ein großartiger Musiker, durch sein sympathisch unprätentiöses Auftreten ist er wie ein väterlicher Freund. In seinen Konzerten liebt er es, zwischendurch  zu erzählen und zu philosophieren.
Am vergangenen Sonntag erzählte er uns die Geschichte seines Bandoneóns, von dessen Herkunft er erst jetzt zufällig erfahren hatte – und er fragte sich, ob er das Instrument gesucht habe oder das Instrument ihn
Mit großer Weisheit sprach er über die Gefahren der gegenwärtigen Welt, über die Geschichte des Tango, über die Angst vor dem Scheitern, die Kunst der Improvisation und schließlich über die mehreren Persönlichkeiten in einem Körper.  

Im Duett mit Anja Lechner hingegen haben sich zwei Persönlichkeiten in einem musikalischen Körper vereint. Es war ganz deutlich zu spüren, daß die beiden über eine Woche lang zusammen geprobt und gespielt hatten. In völliger Übereinstimmung formten sie immer wieder, sich dabei gegenseitig abwechselnd,  einen musikalischen Grundton, aus dem sich dann die fabelhaften Solo-Passagen förmlich erhoben. Inniger, intimer und intensiver geht es kaum, das spürte man auch an den liebevollen Blicken und Gesten der beiden Künstler. Wir sind glücklich, an diesem so friedlichen Sonntagvormittag dabei gewesen zu sein.

Lobend zu erwähnen ist noch die so unaufdringliche Gastfreundschaft der Künstlerin Alinde Rothenfußer, die ihre Räume zur Verfügung gestellt hatte (ohne Eintritt, nur gegen eine freiwillige Spende!) aus Liebe zu den Künstlern und aus Liebe zur Kunst. Und die das alles mit ihren Freunden so professionell und dennoch so unspektakulär organisiert hatte.
So schien auch das durchaus gemischte Publikum "wie auf den gleichen Ton gestimmt" und genoß sichtlich,  aber in atemloser Stille, die großartige Musik. 

Das hat uns  (die wir  geschädigt von den lärmenden Menschenmassen in der Münchner Innenstadt gekommen waren) wenigstens für ein paar Stunden  den Glauben zurückgegeben, daß es noch Menschen gibt, die sich ganz "normal" benehmen,  ruhig, zugänglich und offen.
Dafür gibt es einen ganz besonderen Dank an Alinde, Anja und Dino.


Lagerhaus im Gestüt Isarland, Percha bei Starnberg

Abschließend noch eine durchaus kritische Anmerkung an unsere Kunden:  Sie haben etwas versäumt!
Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, für  das Konzert zu werben.  Wir haben ein Plakat gebastelt, haben Flyer verteilt, haben im Schaufenster, auf unserer Website und auf facebook auf das Konzert hingewiesen. 
Dennoch hielt sich der Andrang "unserer" Kunden in Grenzen. 
Tut uns leid, da können wir Ihnen leider auch nicht helfen...

 

Souvenance heißt Erinnerung
Eine Nachbetrachtung von Gerhard Rühl

Gestern abend im voll besetzten Prinzregententheater: die Premiere von Anouar Brahems neuem Werk Souvenance. Was schon auf CD so faszinierte, wird auf der großen Bühne noch deutlicher – der fein ausbalancierte und nuancenreiche Klangreichtum.

Der fabelhafte schwedische Bassist Björn Meyer ist unbeirrbarer Taktgeber, mit seinem sensibel gestreichelten Bass steuert er aber auch fast mystisch wirkende Klänge bei. Auch Klaus Gesing setzt seine Baßklarinette weniger als Soloinstrument ein, er fügt immer wieder Klangfarben wie Farbtupfer hinzu. Der großartige Pianist François Couturier hilft mit seinem glasklaren Spiel den häufig zyklischen Aufbau der einzelnen Stücke noch zu unterstreichen und wird dadurch zu einem zentralen Punkt der Komposition. Schließlich noch das mit jungen Musikern besetzte Tallinn Chamber Orchestra, das, sichtlich inspiriert, flirrende und sinnliche Klangeinschübe beisteuert. 
Aus diesem sich von Stück zu Stück verändernden Klangkosmos schält sich Anouar Brahems so emotionales Spiel auf der Oud immer wieder heraus.  

Ein sehr intensiver Konzertabend, der zur Nachdenklichkeit zwingt, aber auch Glücksgefühle erzeugt und noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Mit einer heiteren Zugabe, die an die große Zeit arabischer Orchestermusik erinnert, und einem elegischen Ausklang entlassen uns die Musiker in die Münchner Winternacht.

Standing Ovations.  Das Ehepaar Schreyer vom Veranstalter Bell'Arte Concerts bedankt sich, sichtlich begeistert, bei den Künstlern. Dem können wir uns nur anschließen….

für alle, die nicht dabei sein konnten, gibt es hier ein schönes Video

 

Ein Sommernachtstraum








Das Keith Jarrett Trio in München, am 9.7.2013 - 
eine Nachbetrachtung 


Keith Jarretts Livekonzerte sind legendär, manchmal merkwürdig, meistens aber denkwürdig. Denn es droht häufig ein Eklat, wie zum Beispiel vor ein paar Tagen in Perugia, als Jarrett in vollkommener Dunkelheit spielte, um Fotografieren zu verhindern.
Das schon im Vorfeld gewarnte Münchner Publikum erwies sich aber als durchaus diszipliniert und in der Lage, dem Wunsch der Musiker nach absoluter Ruhe zu entsprechen.
Mehr noch: möglicherweise geschult durch Manfred Eichers Credo "the most beautiful sound next to silence" erkannte das Publikum die noch aussschwingenden Töne und zerstörte die Atmosphäre keineswegs durch zu frühen Applaus.

Mein erstes Lob gilt daher dem Münchner Publikum, das, erfreulicherweise von sehr vielen sehr jungen Leuten durchsetzt, an diesem Abend "auf den gleichen Ton gestimmt" schien. Dadurch bekam der Abend, an dem gleichzeitig der Geburtstag des ECM-Chefs zu feiern war, einen würdigen und festlichen Rahmen.

Das zweite Lob haben natürlich die Musiker verdient. Sie boten vorwiegend Jazz-Standards, blitzsauber gespielt, wie man das von geschulten Musikern erwartet – und dennoch war das routinierte Spiel von vielen Glanzlichtern gekennzeichnet.

Keith Jarrett, spürbar gut aufgelegt, spielte mit dem Rücken zum Publikum, was den Blick auf seinen drahtigen Körper eröffnete. Schön zu sehen, wie ein Schulterzucken einen Akzent vorwegnimmt, wie er teils im Stehen spielt, als wolle er den Flügel bändigen. Dann aber wieder die Arme adlerschwingengleich ausbreitet um das komplette Instrument förmlich zu umarmen und seine Möglichkeiten völlig auszuloten.
Das Spiel Jarretts ist noch immer sehr körperbetont, aber weit weniger ekstatisch als früher. Geblieben ist sein unverkennbarer Ton, der mir noch reifer, reiner, abgeklärter, "klassischer" erscheint. Das wird vor allem in den Balladen, in den lyrischen Passagen klar. Einer der magischen Momente war es, als Jarrett im zweiten Drittel des Konzerts am Schluß eines Stücks die Arme von den Tasten nahm und sich vor dem langsam ausklingenden Ton förmlich verneigte. Gänsehaut!

Nach der dritten Zugabe kam Jarrett nochmals auf die Bühne und sprach in ECM-typischer Reduktion aufs Wesentliche das Grußwort "Happy Birthday Manfred". Dem können wir uns nur anschließen.

Fazit:
Das Konzert war nicht spektakulär, es war wohltuend, angenehm, "einfach schön".
Gibt es ein besseres Kompliment?

Wir kamen gespannt und gingen entspannt. Angefüllt mit Glückshormonen tauchten wir in eine warme Münchner Sommernacht, feierten mit Freunden und einer angemessenen Menge roten Weines…
Danke an alle!
Silvia & Gerhard Rühl

 

Eine Kathedrale der Kultur
Gedanken zur ECM-Ausstellung im Haus der Kunst
Von Gerhard Rühl

Die pdf-Version finden Sie hier

Musik hat keinen Ort, sagt Manfred Eicher. Seine Musik ist aber vorübergehend im Haus der Kunst eingezogen. Mehr noch: sie hat sich eingenistet, ausgebreitet, erfüllt die Räume. Sie wird begehbar und erlebbar. Auf vielen Hörstationen kann man historische und aktuelle Aufnahmen geniessen, auf zahlreichen Bildschirmen werden filmische Dokumente gezeigt.
Die Musik wird aber auch förmlich greifbar. Denn Manfred Eicher hat seine Asservatenkammern geöffnet und viele Dokumente zur Verfügung gestellt. Da finden sich Fotos und Notenblätter, Plattencovers und Entwürfe der großartigen Grafikerin Barbara Wojirsch (wieviel schöner und dynamischer waren doch die großen LP-Covers im Vergleich zu CD-Hüllen!).

Daß die Musik aber eine materiell faßbare Dimension bekommt, liegt vor allem am Archiv der Originalbänder. Schon in der ersten Vitrine liegt eine Magnetbandspule, groß wie eine Sachertorte. Darauf enthalten: 30 Minuten Musik von Keith Jarrett. So wie diese Spule da liegt, strahlt sie Souveränität aus, ist sie ein Sinnbild von äußerer und innerer Qualität.

Im gleichen Raum dann das Herzstück der ganzen Ausstellung: ein gigantisches, die gesamte Breite und Höhe des Raumes einnehmendes Regal mit den Originalbändern aus vier Jahrzehnten!
Ein Exponat von unschätzbarem Wert und von einer derartigen Ausdruckskraft, daß man sich andächtig niederknien möchte.

Mir schießt der Gedanke durch den Kopf, daß diese Wand irgendwann vielleicht endgültig im Museum landet, weil es keine Geräte mehr geben wird, die diese Bänder abspielen können.
Digitalisiert würde all die Musik wahrscheinlich auf eine transportable Festplatte passen, vielleicht sogar auf einen iPod. Den könnte man dann als Symbol daneben legen – und es wäre, als würde man neben einer Kathedrale eine Autobahnkapelle errichten. Beide erfüllen vielleicht den gleichen Zweck, qualitativ liegen aber  Welten dazwischen.
Insofern ist diese Wand, wie die gesamte Ausstellung, auch eine Mahnung davor, reale Werte nicht durch virtuelle Realität zu ersetzen. Der Qualitätsverlust wäre immens.

Für mich ist die ECM-Ausstellung auch eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Die meisten der Plattencovers kenne ich, viele davon stehen im eigenen Schrank. Aber es würde mich interessieren, wie ein jüngerer Besucher diese Ausstellung wahrnimmt. Bekommt er auch nostalgische Gefühle beim Betrachten der Exponate? Betrachtet er diese als Relikte aus einer vergangenen Zeit? Denkt er gar "so war's einmal, so wird's nie wieder"?
Das wäre in der Tat fatal.

Denn die richtige Folgerung lautet für mich: "so war's einmal, so muß es wieder werden".
Nicht in technischer Hinsicht, das Rad läßt sich nicht zurückdrehen. Aber im Zugang zur Musik.
Die Ausstellung zeigt uns –  vor allem jenen, die Musik nur noch aus dem Internet kennen –  daß wir Musik als Werk begreifen müssen, nicht als bloße Datei, die körperlos umherschwirrt und jederzeit verfügbar ist.
Denn das hat Manfred Eicher ganz sicher nicht gemeint, wenn er sagte "Musik hat keinen Ort".

Vielleicht hat Musik wirklich keinen Ort, aber sie hat eine Quelle und ein Ziel. Sie entsteht in den Köpfen und Händen der Musiker und Produzenten;  sie zielt auf die Seelen der Hörer. Dabei transportiert sie Gefühle und innere Werte. Genau das wird in der ECM-Ausstellung überdeutlich. Sie demonstriert die menschliche Komponente, zeigt die Leidenschaft der Musiker und räumt dadurch auf mit dem gelegentlich gehörten Vorurteil, ECM-Produktionen seien zu "kopflastig". Damit macht sie dem Betrachter auch Lust, sich mit der vielfältigen Musik des Labels zu beschäftigen, dessen Bedeutung  ja noch gewachsen ist.
Es gäbe noch viel zu erzählen über die ganz eigene ECM-Ästhetik, über die herausragende Klangqualität… doch sehen, hören und fühlen Sie selbst!

Ein Archäologe hofft,  etwas Unbekanntes, einen verborgenen Schatz, zu finden, der im Idealfall sogar seine eigenen Erkenntnisse erweitert. Wenn Sie mit genau diesem Ansatz in die Ausstellung "ECM – eine kulturelle Archäologie" gehen, werden Sie jede Menge solcher Schätze entdecken, das verspreche ich Ihnen. Sie haben noch Gelegenheit dazu bis zum 10. Februar 2013.

Gerhard Rühl, 26. November 2012


Ieri, oggi e domani – c'è sempre Adriano.


                                                          

Eine Hommage von Gerhard Rühl                                                                                                                 pdf-Version als Download


1965 kaufe ich die Single "La maison où j'ai grandi" der von mir geschätzten Françoise Hardy.
Ein wunderschönes Lied. Wie sich herausstellt, ist es eine Coverversion von "Il ragazzo della Via Gluck",  geschrieben von: Adriano Celentano.    



Die Single habe ich heute noch, und der Name Celentano hat mich seither fast fünzig Jahre begleitet.



Ende der sechziger Jahre, die ersten Reisen nach Italien, noch über die alte Brennerstraße. Fast eine Weltreise, die nur mit Zwischenstopp und Übernachtung zu bewältigen war. Spätestens hinter Trento wurde ein italienischer Sender gesucht – und da waren sie, die unvergesslichen Songs wie "La coppia piú bella del mondo" oder "Azzurro".

Daß wir damals den Adriano zwar genossen, aber wohl nicht ernst genug genommen hatten, lag auch ein wenig an seinem Klamauk-Image. Über Rock 'n' Roll und Coverversionen amerikanischer Hits hatte er sich zunächst einen Namen gemacht, dazu spielte er in vielen Filmen, die man heutzutage wohl als Klamotte bezeichnen würde.

Wohl weil unser Italienisch nicht gut genug war, hatten wir die Botschaften und Mahnungen nicht verstanden, die Celentano stets in seine Musik eingebaut hatte. Schon 1966 beklagte er in "Mondo in mi 7a" fehlende Moral, "Svalutation" handelte von der Inflation, sein großer Hit "Un albero a 30 piani" handelte von der Verschandelung moderner Städte.
Auf diese Weise hat Adriano Celentano immer den Spagat geschafft zwischen vermeintlich "einfacher" Unterhaltung und dennoch sozialkritischer Haltung. Mit unzähligen Hits und der unverkennbaren Reibeisenstimme hat er stets für gute Stimmung gesorgt und damit unser Italienbild geprägt.

Dabei ist Celentano stets fortschrittlich geblieben, hat immer neue Elemente in seine Musik eingebaut. Schon 1991 arbeitete er auf dem Album "Il re degli Ignoranti" mit Samples und elektronischen Effekten, bis heute macht er so manchem jüngeren Kollegen in punkto Soundtechnik einiges vor. 
Celentano arbeitet mit Musikern wie Jovanotti und Manu Chao zusammen, aber er hat niemals seine Wurzeln, seine Freunde und Mitarbeiter vergessen. Wie zum Beispiel den Komponisten  Paolo Conte oder die Textdichter Mogol und Luciano Beretta, auf dessen Konto einige der größten Celentano-Hits gehen.  

Und vor allen Dingen hat Celentano nie sein großes Ziel aus den Augen verloren: die Hörer und Fans auf Mißstände hinzuweisen. In Italien gibt es davon genug, und so hat Celentano immer wieder für Eklats und Skandale gesorgt, wenn er in der Öffentlichkeit die Herrschenden anklagte. So hat er zum Beispiel zusammen mit Roberto Benigni vor laufender Kamera Silvio Berlusconi veräppelt, so erregte er in San Remo mit seiner Brandrede gegen die Kirche, gegen die Politiker und gegen die Finanzmärkte ziemliches Ärgernis.
 

Wohl auch deshalb machte er sich alsbald daran, einen großen Coup vorzubereiten: zwei Auftritte, am 8. und 9. Oktober 2012, in der Arena von Verona, die wohl als sein größtes Spektakel gelten sollten….Die italienischen Medien sprechen jedenfalls vom Konzertereignis des Jahres.      





Adrianolive
Arena di Verona, Oktober 2012


Neun Monate wurde geprobt, 300 Bühnentechniker machten sich an die optische Umsetzung, verlegten zwölf Kilometer Kabel, installierten vierhundert Scheinwerfer, eine Hunderttausend-Watt-Anlage und 800 Quadratmeter LED-Bildschirme. Die 23.000 Tickets für beide Konzerte waren in etwas mehr als 2 Stunden ausverkauft. Die unteren Ränge wurden zum Normalpreis verkauft, die oberen Ränge gab es zum symbolischen Preis von 1 Euro!
Die Show wurde produziert von Claudia Mori, mit der Celentano seit 1964  verheiratet ist.
Gefilmt von 13 Kameras wurde das Konzert live im Fernsehen übertragen und fand 20 Millionen Zuschauer. Gigantisch.  

Denn was Celentano hier mit Musikern und Tänzern bot, war eine phänomenale Show, die in die Geschichte der italienischen Populärmusik eingehen wird. Schon von Beginn an war dieses Konzert durchsetzt nicht nur von großartigen Hits und erstklassiger Musik, sondern auch von Botschaften über die Krise der Finanzmärkte, der Politik, des alltäglichen Lebens.

So wird jeder Zuschauer noch lange Jahre von diesem einmaligen Erlebnis zehren, vielleicht sogar manche Erkenntnis in sein Leben einbauen. Beispielsweise sagt Celentano "die Krise ist nicht nur in Italien, sondern weltweit. Und das Epizentrum liegt in uns selbst". 
Ein Satz, der mir zu denken gibt. Ist es nicht wichtig, auch durch eigenes vernünftiges Verhalten dafür zu sorgen, daß die Krise nicht immer noch weiter wächst – anstatt auf die Erkenntnis anderer zu warten, die dann doch ausbleibt.

Zurück zum Konzert in der Arena. Beim Betrachten des Konzertmitschnitts stellt sich, selbst auf einem kleinen Bildschirm,  pure Gänsehaut  ein. Wenn zum Beispiel Celentano auf der Gitarre die ersten Töne von "Via Gluck" anstimmt und die ganze Arena mitsingt. Viele der Zuhörer waren noch gar nicht geboren, als dieses Lied entstand. Jetzt singen sie alle mit, Wort für Wort. Unglaublich.
Und noch unglaublicher ist: dieser Adriano Celentano wird am 6. Januar 75 Jahre alt.

Mit seiner souveränen Lässigkeit und dieser noch immer unverkennbaren und kraftvollen Stimme ist er einer der wichtigsten Musiker der Gegenwart. In jeder Hinsicht.
Gestern, heute, morgen – und hoffentlich auch noch übermorgen.

Buon compleanno, Adriano! Sei unico!
Gerhard Rühl, im Januar 2013  

 

Caro amico, ti scrivo
Eine Hommage an Lucio Dalla und die italienische Musik                                                                   pdf-Version als Download

Wenn ein Künstler stirbt, stellen sich Trauer und Betroffenheit ein. Die Nachricht von Lucio Dallas Tod, die sich wie eine seismische Welle ausbreitete, hat jedoch weit mehr hervorgerufen, wie wir an den Reaktionen vieler Kunden spüren konnten. Es ist, als hätte man einen Verwandten verloren. Da werden Emotionen frei und Erinnerungen wach.  

Ich erinnere mich beispielsweise an viele schöne Italien-Reisen. An das Umstellen der Uhren am Brenner. An den ersten Cappuccino an der Autobahn. Den Geruch des Meeres, der schon Kilometer vor der Küste zu spüren war. Das erste Frühstück auf der Piazza, dazu die erste "emme esse". Und ich erinnere mich vor allem an die schöne Musik.  

In den sechziger Jahren war die italienische Musikszene geprägt von Liedern, die man in Italien "canzone" nennt, die bei uns aber als Schlager gelten. Man kannte hierzulande hauptsächlich Sänger wie Domenico Modugno, Rocco Granata, Peppino di Capri, Gigliola Cinquetti.
Jedes Jahr wurde der Sommerhit "Canzone dell'estate" gekürt. Eine zentrale Rolle spielte das alljährliche Festival in San Remo. >1)

Die Aufbruchs- und Proteststimmung der späten 60er Jahre hatte auch Italien erreicht. Natürlich gab es auch kritische Musiker, doch in der Öffentlichkeit fanden sie kaum Beachtung. Während man hierzulande Songs wie "Universal Soldier" und "The Partisan" hörte, sang man in Italien immer noch von der Liebe, den Blumen, dem Regenbogen…

Italienische Popgruppen gab es natürlich auch. Sie trugen Namen wie Equipe 84, Formula Tre oder I Dik Dik und verdienten ihr Geld häufig mit Coverversionen von bekannten Popsongs, die sie in den Diskotheken der Badeorte spielten. Irgendwo zwischen diesen beiden Strömungen bewegte sich Adriano Celentano, den man trotz seiner teils kritischen Texte doch eher dem Pop-Lager zuordnete.  

Die italienische Musik war schön, keine Frage. Besser als deutsche Schlager war sie allemal.
Aber es war doch merkwürdig, zuhause Frank Zappa zu hören, im Urlaub jedoch Nicola di Bari. S
o saßen wir als Musikbegeisterte vor unserem kleinen Transistorradio und hörten Radio Monte Carlo, stets auf der Suche nach neuen Klängen.

Dann, im Jahre 1971, die Wende. Sandro, ein Römer, der Gitarre spielen konnte, sang uns zwei Lieder vor: eines hieß "Emozioni" und war von Lucio Battisti, der zweite Song stammte von einem gewissen Lucio Dalla. Die letzte Zeile lautete "per la gente mi chiamo Gesù Bambino".
Wir waren wie elektrisiert. Endlich Lieder, die nicht das Klischee des ewig fröhlichen Eisverkäufers bedienten, sondern anspruchsvolle Texte boten. Eine Initialzündung - die Cantautori hatten endlich die verdiente Öffentlichkeit erlangt. Die Dämme waren gebrochen, die neue Welle war nicht aufzuhalten, spätestens als Dalla ein Jahr später in San Remo sein Lied "Piazza Grande" vorstellte.  

Wieder ein Jahr später machte ein gewisser Francesco de Gregori mit nachdenklichen Liedern wie "Alice no lo sa" und "Niente da capire" auf sich aufmerksam. Ein zweiter Held der Cantautori-Bewegung war geboren. Wo früher Autoren- und Produzententeams mit Sängern, die oft nur Darsteller waren, eine Art "pan-italienischer" Musik geschaffen hatten, waren nun individuelle, authentische Klänge zu hören. Nun war es plötzlich wichtig, aus welcher Region die Musiker kamen. Es gab die "römische Schule" mit Francesco de Gregori und Antonello Venditti, die Genueser Schule mit Fabrizio de André und Ivano Fossati, dazu auch Pino Daniele aus Neapel.
Besonders stark vertreten war Bologna, Universitätsstadt mit einer starken intellektuellen Szene. Wichtigster Interpret: Lucio Dalla.

Dalla hatten einen enormen kreativen Output, seine Alben enthielten so viele erstklassige Songs, daß sie bei anderen Musikern schon für ein Greatest-Hits-Album gereicht hätten. Alsbald freundete sich Dalla mit de Gregori an, ihre Zusammenarbeit gipfelte in der 1979er Tournee "BananaRepublic". Ein ungleiches aber geniales Paar: das schmächtige Männlein Lucio Dalla mit den listigen Augen und lustigen Kopfbedeckungen. Als Kontrast dazu der hagere, stolze, gutaussehende Römer Francesco de Gregori. Immer wieder haben diese beiden – bis zuletzt – zusammengearbeitet, wenngleich sich ihre Wege auch immer wieder getrennt hatten.  

So hat die italienische Musikszene in den 70er und 80er Jahren eine nie gekannte Blüte erlebt.
Fabrizio de André trat 1979 endgültig ins Rampenlicht mit seinem Anti-Kriegs-Song "Andrea".
In den 80er Jahren glänzte er mit zwei herausragenden Alben, gesungen im ligurischen Dialekt. Antonello Venditti wurde mit der Hyme "Roma" zum Star. Pino Daniele erweiterte die napoletanische Musik mit brasilianischen Rhythmen und Blues-Rock-Elementen. Und es gab unzählige weitere großartige Künstler.

Damit hatte die italienische Musikszene plötzlich außer schöner Urlaubsmusik auch eine weitere extrem kreative Facette zu bieten, die sich vor den anglo-amerikanischen Stars keineswegs verstecken mußte. Das war großartige Musik, die man immer und überall hören konnte. Die Musik hatte sich emanzipiert und vermittelte uns so ganz nebenbei ein neues, ein anderes Italien-Bild.

Die zentrale Figur blieb dabei Lucio Dalla. Einen wie ihn, so fürchte ich, wird es so schnell nicht mehr geben. Denn in seinen Liedern vereinten sich großartige Texte und wundervolle Melodien zu einer unverwechselbaren Mischung. Dalla hat seinen Sound entwickelt und den Moden angepaßt, ist aber immer er selbst geblieben – von den uptempo-Nummern wie "Attenti al lupo" oder "Washington" bis hin zum schwelgerischen "Caruso", seinem allergrößten Hit.

Etwa Mitte der 90er Jahre kam die Szene dann ins Stocken, zumindest scheint es mir aus der Ferne so. Vielleicht liegt es am eigenen Interesse, vielleicht an der Musik oder auch an den politischen Verhältnissen in Italien – die Faszination wurde für mich jedenfalls deutlich geringer.

Es sind zwar viele "neue" Musiker hinzugekommen, allen voran Zucchero, aber auch Jovanotti, Sergio Cammariere, Gianmaria Testa. Mit Adriano Celentano und Paolo Conte sind zwei Musiker der "alten Garde" noch immer aktiv. Auch Gianni Morandi, langjähriger Freund Dallas, ist noch immer tätig.

Doch von den großen Cantautori der 70er und 80er Jahre ist, nachdem Battisti, de André und jetzt auch Lucio Dalla von uns gegangen sind, nur noch Francesco de Gregori übrig.  

Wenn ein Künstler stirbt, flüchtet man gerne in die Floskel "er ist unsterblich und lebt in seinem Werk weiter". Mit Lucio Dallas Tod ist jedoch mehr als "nur" ein Menschenleben zu Ende gegangen. Ich fürchte, daß damit eine ganze Ära endgültig ihr Ende gefunden hat. Ein Kreis hat sich geschlossen. Noch symbolträchtiger geht es kaum – just an seinem Geburtstag ist Lucio Dalla in Bologna zu Grabe getragen worden.

Was mir bleibt, ist die freudige, aber auch nachdenkliche Erinnerung an vergangene Zeiten.
Ich bin froh und dankbar, daß ich das alles miterleben durfte. Lucio Dalla hat einen großen Teil dazu beigetragen.

Grazie e addio.

Gerhard Rühl, 4.3.2012  

 

1) Das Festival San Remo.
Es ist Segen und Fluch zugleich. Einerseits sorgte es für die Verbreitung der inländischen Musik und dafür, daß Italiener "ihre" Musik und "ihre" Musiker kennen. Andererseits drehte es sich mit seinem Auswahl-system im Kreis und sorgte dafür, daß immer die gleichen Produzententeams  den immer gleichen Sound präsentierten.
Aus Protest, weil sein Lied nicht zum Festival zugelassen wurde, nahm sich der Sänger Luigi Tenco 1967 in einem Hotelzimmer in San Remo gar das Leben.
So entfernte es sich – ähnlich wie der European Song Contest – immer mehr von der Realität und sorgte immer wieder für Skandale, Zensur war keine Seltenheit. So mußte Lucio Dalla beispielsweise sein Lied "Gesù Bambino" auf Anordnung der San-Remo-Jury umbenennen – er wählte als Titel sein Geburtsdatum "04/03/1943". Und andere Sänger zwang man zu Änderungen ihrer Texte.
1986 sicherte sich der Fernsehsender Canale 5 die Exclusivrechte am San-Remo-Festival.
Er gehörte zur Gruppe Fininvest. Raten Sie, wer der Besitzer war…Silvio Berlusconi.

Mit Vergnügen erinnere ich mich an einen Auftritt von Jovanotti vor etwa 10 Jahren, der diesen vor laufenden Fernsehkameras spontan zu einer Demonstration nutzte "erlaßt der Dritten Welt ihre Schulden". Versteinerte Gesichter in den ersten Reihen und ein höfliches "Danke für die interessante Darbietung" waren die Reaktion. ImJahr 2012 sorgte die Moderation von Adriano Celentano für Aufregung, der in einem gnadenlosen Monolog Politik, Wirtschaft und Kirche angriff. Und das in Italien!
Wie man hört, steht er seither "unter Beobachtung".

Lucio Dalla hat noch kurz vor seinem Tod dazu Stellung genommen. Er nannte das Festival ein Volksfest, bei dem es nicht mehr um Musik geht, sondern um kreischende Teilnehmer, die hoffen, ins Fernsehen zu kommen.

Postscriptum:  

Sofort nach der Trauerzeremonie ist in Teilen der italienischen Öffentlichkeit eine Diskussion entstanden über Lucio Dallas Gläubigkeit und seine sexuellen Neigungen. Ohne für die eine oder andere Seite allzu sehr Partei ergreifen zu wollen – ich finde diese Diskussion würdelos und geschmacklos und wird dem Menschen und Musiker Lucio Dalla in keiner Weise gerecht.

Es ist für mich nicht in Ordnung, posthum in privaten Angelegenheiten zu schnüffeln, schon gar nicht wenn der Verstorbene dies selbst nicht wollte.  

Es ist aber auch nicht in Ordnung, hier von "Sünde" und "Sünder" zu sprechen.
Es ist nicht in Ordnung, wenn Dallas Beichtvater sagt : "auch Jesus sei zu den Prostituierten gegangen, um sie zu bekehren".  

Wenn ganz Bologna von Trauer überzogen wurde, das öffentliche Leben kurzzeitig fast still gestanden ist – wenn fünfzigtausend Menschen ihrem Idol die letzte Ehre erwiesen haben, dazu weitere dreißigtausend kondolierten – dann ist das ein Zeichen für die Bedeutung dieses Künstlers. Eine Bedeutung, die weit über seine Lieder hinausgeht.
Mir scheint, daß solche Menschen in Italien gerade jetzt wichtiger sind für die Identität und Integrität des Volkes als je zuvor. Offenbar haben das aber manche noch immer nicht verstanden!?

Deshalb mein Appell:
Haltet das Gedenken an Lucio Dalla in Ehren – und laßt ihn in Ruhe und Frieden.

 

Leonard Cohen wird 80
Gedanken und Nachbetrachtungen zu Leonard Cohens 80. Geburtstag am 21. September 2014

In seinem 74. Lebensjahr entschloß sich Leonard Cohen Anfang 2008, wieder auf Tournee zu gehen. 
Nach ein paar Probeläufen in Kanada wurde eine Tournee geplant, die zunächst nur nach Europa ging, dann auf Nordamerika und Ozeanien ausgeweitet wurde.
Unter der musikalischen Leitung von Roscoe Beck wurde eine exzellente Begleitband zusammengestellt, die zusammen mit großartiger Bühnentechnik ein einmaliges Konzerterlebnis versprach. So sprach sich unter Fans schnell wie ein Lauffeuer herum, daß diese Auftritte ganz außerordentlich waren, in jeder Hinsicht.

München 2008
Entsprechend neugierig besuchten wir deshalb Cohens Auftritt in der Münchner Olympiahalle. Doch wir waren auch skeptisch. Denn im Vorfeld war zu hören, daß Cohen in Geldnöten sei. Da war zu befürchten, daß (auch wegen saftiger Eintrittspreise) die Tour eher Leonard Cohen helfen als das Publikum begeistern solle.
Doch weit gefehlt. Cohen gab alles. Fast schien es, als sei er vom Erfolg der Tournee selbst überrascht und überwältigt. Mit unwiderstehlichem Charme und großer Eleganz spielte er mehr als drei Stunden lang all seine schönen Songs, vergaß dabei nicht, die wundervollen Musiker immer wieder vorzustellen.
So waren wir vollkommen beseelt von diesem Ereignis, das noch lange Zeit nachwirken sollte..

Barcelona 2009
Als wir erfuhren, daß Cohen seinen 75. Geburtstag in Barcelona feiern würde, buchten wir sofort Flug und Tickets, denn es konnte ja kein Zufall sein, daß der Spanien-affine Musiker diesen Tag gerade in unserer Lieblingsstadt verbringen würde. Wir waren also sicher – das würde ein ganz spezielles Konzert.
Was wir nicht ahnen konnten: es wurde wirklich ganz speziell. Denn drei Tage davor mußte Cohen das Konzert in Valencia schon nach drei Stücken abbrechen, er kam kurzfristig ins Krankenhaus.
Was würde uns also erwarten? Ein verkürztes Konzert? Oder gar eine Absage?  

Als Leonard Cohen schließlich pünktlich die Bühne des Palau Sant Jordi, der früheren Olympiahalle,  betrat, entlud sich die Spannung in minutenlangen Applaus, begleitet von hundertfachem "Happy Birthday".

Cohen, ganz selbstsicher und ohne jede Larmoyanz, spielte ein wundervolles Konzert. Absoluter Gänsehaut-Moment war es, als im Song "So Long Marianne" Tausende von Zuschauern, wie auf ein geheimes Kommando hin, von den hinteren Rängen nach vorne strömten um ganz demonstrativ zu zeigen: Leonard, wir kommen zu dir, wir wollen in deiner Nähe sein. So ergoß sich das Publikum förmlich in den Raum vor der Bühne – Leonard Cohen war sichtlich gerührt von so viel Zuneigung.

Nach über drei Stunden, vollgepackt mit tiefen emotionalen Momenten, entließ er uns mit seinen Schlußworten in die milde spanische Nacht. 
...  

Bei diesem Konzert haben wir endgültig realisiert, welch ungeheure Wirkung Leonard Cohens Auftritte auf die Zuhörer entwickelten. Zunächst hatten wir, etwas naiv, gedacht: wenn Cohen wüßte, daß da zwei Leute extra von München nach Barcelona fliegen. Dort angekommen sahen wir : wir waren nicht die einzigen – es waren Tausende aus aller Welt. Förmlich ein Konzerttourismus, wie eine Pilgerfahrt. Ich gebrauche dieses Wort absichtlich, denn die Konzerte hatten in ihrer so unglaublich emotionalen Stimmung tatsächlich etwas Gottesdienst-ähnliches.
Und, ebenso erstaunlich wie erfreulich, sie verbanden Generationen.
In Barcelona saßen hinter uns drei Schwedinnen, sicherlich nicht viel jünger als Cohen selbst, mit Tourneepässen! Vor uns junge Spanierinnen mit Tattoos und Piercings!

In der Folge stellten wir fest, daß das, was uns selbst und viele unserer Kunden so beeindruckt hatte, weltweit in gleichem Maße funktionierte. Es gibt eine riesige Community von Cohen-Fans, die meetings veranstaltet, sich gegenseitig informiert und hilft. Cohens Facebook-Seite hat mehr als 2 Millionen Fans. Der großartige Videofilmer Albert Noonan aus Dublin hat über 300 HD-Mitschnitte auf youtube hochgeladen – der Song "Hallelujah" wurde 1.4 Millionen mal angesehen!

Die unglaubliche Menschlichkeit, die Güte und Poesie, die in den Konzerten förmlich von der Bühne strömte, hat eben die Zuhörer gleichermaßen begeistert, egal in welcher Stadt, an welchem Ort, in welcher Atmosphäre. 
...

St. Margarethen 2010
So besuchten wir im September 2011 das Konzert in St. Margarethen im Burgenland, in einer eindrucksvollen Freiluftbühne, die sonst den Opernfestspielen dient. Schon die Umgebung erzeugte Gänsehaut, mehr aber die Kälte! Ein denkwürdiges Konzert bei nur 8 Grad, die Musiker spielten in Mänteln und mit Schals. Die Sängerinnen wärmten ihre Hände an Kaffeebechern, Sharon Robinson zog sich gar eine Ohrenentzündung zu, die sie monatelang außer Gefecht setzte.

Aber auch hier wieder, ganz typisch, gab Leonard Cohen alles. Er hätte auch sagen können: "bei der Kälte spielen wir etwas weniger". Im Gegenteil. Wenn Ihr schon in der Kälte ausharrt, dann spielen wir eben noch ein Lied. Und noch eins. Und noch eins.
...

Verona 2012
Zwei Jahre später dann das Konzert in der Arena von Verona. Stunden vor dem Konzert wolkenbruchartiger Regen, eine Absage drohte. Doch der Regen stoppte rechtzeitig, während des Konzert wolkenloser Himmel. Die Kameras fingen den Mond ein und projizierten sein Bild auf die Videowände. Eine grandiose Atmosphäre. Die Bühnenarbeiter hatten den obligatorischen Vorhang weggelassen und so war der Blick frei auf die stimmungsvoll erleuchteten Steinstufen der ehrwürdigen Arena.

Auch hier wieder: Gänsehaut. Fassungsloses Staunen. Cohen ist zwar merklich gebrechlicher geworden. Die Band  ist spürbar ernster, gefaßter, ruhiger. Eines der Konzerte, das die Zuhörer verändert, sie in einer ganz speziellen Stimmung entläßt.
...

Die weltweite Wirkung
Auf diese Weise hat Leonard Cohen zwischen 2008 und 2013 weltweit über 300 Konzerte gegeben und dabei über zwei Millionen Besucher begeistert. Mehr als das: er hat in ihnen Glücksgefühle erzeugt, hat mit seiner überwältigenden Menschlichkeit und mit seiner intellektuellen Ausstrahlung den Glauben zurückgegeben, daß es im Leben um andere Werte geht als nur um Geld.
Das Geld, das er selbst bei der Tournee verdient hat, sei ihm vergönnt. Denn er hat alles gegeben, was er konnte. Und wir haben Erfahrungen gemacht, Emotionen erlebt, die mit Geld nicht aufzuwiegen wären.

Deshalb verneigen wir uns in Dankbarkeit vor einem großen Künstler. Mittlerweile 80 Jahre alt geworden, hat er es nun endgültig verdient, seinen Lebensabend ruhig und sorgenfrei zu verbringen.
Vielleicht ja im "Tower Of Song"?  

Silvia & Gerhard Rühl und das Team von SHIROKKO MUSIK

Nachsatz
Am 7. November 2016 ist Leonard Cohen im Alter von 82 Jahren von uns gegangen.
Uns bleiben nur noch zwei Worte:
 
Thank you!



 

Leonard Cohens 75. GEBURTSTAG
AM 21. SEPTEMBER 2009

Eine Nachbetrachtung des Konzerts im
Palau Sant Jordi, Barcelona

click here to read the english version

Talk Of The Town

Wir haben in den letzten Jahrzehnten eine Unmenge an Konzerten miterlebt. In den besten Momenten waren solche Konzerte für längere Zeit "Tagesgespräch" – egal ob es sich um die Beatles oder den Buena Vista Social Club, um Rubén Gonzalez, Prince oder Robbie Williams handelte.

In der fast vierzigjährigen Geschichte des SHIROKKO haben wir jedoch kein Konzert erlebt, das auch nur annähernd so lange in den Köpfen und Herzen der Kunden und Hörer nachwirkte. Noch heute;  lange Zeit nach Leonard Cohens Auftritt in der Münchner Olympiahalle, bekommen fast tagtäglich Leute eine Gänsehaut, wenn sie nur daran denken (wir natürlich eingeschlossen…).

Recherchiert man im Internet, fällt auf, daß dieser Effekt seit 18 Monaten und ca. 150 Konzerten der gleiche ist, egal wo Leonard Cohen aufgetreten ist. Beim Betrachten der vielen privaten Videos kommt mir sogar der Gedanke: Cohens Auftritte sind keine bloßen Konzerte, sie haben etwas von einem Gottesdienst an sich (zumindest reisen viele Fans wie Wallfahrer von Konzert zu Konzert).

Something Special

Da war es naheliegend, daß wir Leonard Cohen anläßlich seines 75. Geburtstages die Ehre erweisen und sein Konzert besuchen – zumal es auch noch (sicherlich kein Zufall!?) in unserer Lieblingsstadt Barcelona stattfand.  Es war uns klar : dies wird ein außergewöhnlicher Abend werden.
Dann, zwei Tage vor dem Konzert, die schlimme Nachricht: Leonard Cohen ist in Valencia auf der Bühne zusammengebrochen.

 

Der Abend des 21. September.
Schon die Anfahrt hellt unsere Stimmung auf. Im zauberhaften Gelände des Montjuic mit seinen verschlungenen Wegen, den vielen Palmen und Pinien, befindet sich der Palau Sant Jordi, die ehemalige Olympiahalle. Vor der Halle ein großzügiger Platz mit Grünflächen, Treppen, Wasserfall - erleuchtet von riesigen gelben Lichtobjekten. Da mußte man sich zwangsläufig entspannen und der frohen Erwartung hingeben.

Waiting For A Miracle

Trotz aller Entspanntheit und spanischer Lässigkeit waren wir doch von einer gewissen Spannung beherrscht. Was würde uns erwarten? Kommt Leonard Cohen? Wie geht es ihm? Steht er ein ganzes Konzert durch? Wird er vielleicht eine verkürzte Show bieten?
Als Leonard Cohen um 21 Uhr 40 die Bühne betritt, gibt es erstmal minutenlange standing ovations. 
Ja, er ist da – und er macht einen sehr gesunden Eindruck.

Er beginnt das Konzert beginnt wie gewohnt mit "Dance Me To The End Of Love". Erst vor "Bird On The Wire", dem Song, den er in Valencia abbrechen mußte, kommen seine Dankesworte, die zwar von spürbarer Ergriffenheit zeugen, aber gleichzeitig auch signalisieren: "ich bin fit und gebe was ich kann".
Und das war eine ganze Menge. Kein Anflug von Schwäche, ganz im Gegenteil. 

Ich erinnere mich spontan an die ersten Auftritte von Ibrahim Ferrer, dem großartigen Sänger des Buena Vista Social Clubs. Er schien zunächst verwundert über so viel Beifall, doch im Laufe der Zeit wurde er vom schüchternen Begleitsänger zum Bühnenstar.

Auch die Musiker spielen viel lockerer und befreiter auf. Der Sound ist, kaum glaublich, noch besser geworden. Die Bildregie hat noch mehr Details eingefangen und zeigt sie auf den Videowänden. 
Das Programm, leicht verändert, scheint noch homogener. So singt Cohen beispielsweise "Lover, Lover, Lover" in einem eleganten Rumba-Rhythmus, als Hommage an Barcelona. Auch zu hören sein Hit "The Partisan" und das weniger bekannte, aber atmosphärisch dichte "Waiting For A Miracle".

Das Publikum läßt sich immer wieder zu spontanem Beifall hinreißen, immer wieder stehen die meisten der 14.000 Besucher auf, um diesem außergewöhnlichen Menschen die Ehre zu erweisen.

Absoluter Gänsehaut-Moment ist, als im Song "So Long Marianne" Tausende von Zuschauern, wie auf ein geheimes Kommando hin, von den hinteren Rängen nach vorne strömen um ganz demonstrativ zu zeigen:  Leonard, wir kommen zu dir, wir wollen in deiner Nähe sein. So ergießt sich das Publikum förmlich in den Raum vor der Bühne – Leonard Cohen ist sichtlich gerührt von so viel Zuneigung.
Nach über drei Stunden, vollgepackt mit tiefen emotionalen Momenten, entläßt er uns mit seinen Schlußworten in die milde spanische Nacht.

 

Do You Remember The 21st Night In September

Mit diesen Worten begann einst ein Song von Earth, Wind & Fire. Als hätten sie's geahnt – diese Nacht werden wir nie mehr vergessen. Nicht wegen der so unglaublich entspannten und dennoch so intensiven Stimmung. Vor allem nicht, weil wir das Glück hatten, einem ganz besonderen Abend eines ganz besonderen Künstlers beiwohnen zu dürfen.

Und, um noch mal auf die Theorie mit dem Gottesdienst zurückzukommen – wir haben Ostern erlebt, im September. Weil das vielleicht ein wenig zu pathetisch klingt, möchte ich hinzufügen: Danke, Leonard, Du hast uns den Glauben an menschliche Künstler und künstlerische Menschen zurückgegeben. Oder, wie die spanische Zeitung "La Vanguardia" schreibt: 
"En estos tiempos, ya quedan pocos cantantes que dan tanto en el escenario". 
Zu deutsch: "Heutzutage gibt es wenige Künstler, die auf der Bühne alles geben".

Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir werden von dem, was uns Leonard Cohen im vergangenen Jahr und am vergangenen Montag gegeben hat, noch lange zehren.

P.S.: Überzeugen Sie sich selbst – sehen Sie auf YouTube wunderschöne Videos von diesem Konzert 
(vor allem die von Albert Noonan sind sehenswert!)

 



Leonard Cohen's 75th Birthday

A Review of his concert in Barcelona, Palau Sant Jordi, September 21th, 2009

Talk Of The Town

We have seen many hundreds of concerts in the past decades. When famous musicians visited our city, sometimes there was "something in the air" for days or weeks. But in the forty years' history of our shop we have never ever seen a concert that stayed for such a long time in the people's (and in our) minds and hearts. Every single day since October 2008 people get goosebumps just by thinking back. Numerous contributions in the internet are talking of the same effect – it seems that Leonard Cohen has laid a trace of sympathy and respect all over the world.

Something Special
So we felt it was our duty to ignore financial and geographical inconveniences and fly to Barcelona, as we had foreseen this will be not a normal concert. Two days before the concert the shocking news: Cohen had a breakdown on the Valencia stage.

Barcelona
Having arrived at the Montjuic we felt better and more relaxed immediately. A lovely place, like a campus, with thousands of fans waiting, sitting, talking, eating and drinking in a fantastic atmosphere. 
But definitely there was still some fear – will Leonard Cohen be able to play? The full show?

Waiting For The Miracle
When Cohen entered the stage, he was confronted with standing ovations. 
He's there – and he's looking pretty well, seems he is in very good conditions.
Starting the concert as always with "Dance Me To The End Of Love", Cohen waited until "Bird On The Wire" (the song he had to quit in Valencia) with some personal words, signalizing: I have come here to play, and I will give my very best.
It definitely was his very very best – I have never seen him better. Much more relaxed, with more confidence and power. His band played with more freedom for individual ideas, the sound was incredibly good, also on the back row places. The cameramen did a real good job by catching details and beaming them on the screens.
The program, with some changes, is better, more compact and intense. Cohen pays tribute to Barcelona with his song "Lover, Lover, Lover" in the elegant rhythm of Rumba Catalana. During "So Long Marianne" thousands of spectators decide to leave their seats and they crowd right before the stage. Sensational! Incredible! Overwhelming!

After more than three hours of first-class music Leonard Cohen leaves the stage, letting the public with incredibly intense feelings go out in the warm Spanish night.

Do You Remember The 21st Night Of September?
With these lines Earth, Wind & Fire once started a song. What a prophecy!
We well never forget this night, having the opportunity to share a special event on a special day for a special artist.
Thank you very much, Leonard. You gave us back the belief for subtleness, dignity and humanity in the music scene. 
The Spanish newspaper La Vanguardia wrote: "There are only a few artists today, who give everything they can on stage". 
There's nothing more to say. What Leonard Cohen gave us will stay in our memories for a long long time.

Gerhard & Silvia Rühl, September 2009

November 2016: Thank you, Leonard. See you in the Tower Of Song.

 

SOUAD MASSI am 3.Mai 2012 in München


Wer nicht dabei war, ist selbst schuld - denn Souad Massis Auftritt im Ampère war absolut beeindruckend. Nach schleppendem Vorverkauf war der Besuch dann doch erfreulich (mehr ist in einem Dorf wie München eben nicht drin...). Aber die anwesenden Gäste entpuppten sich als wahre Fans, die manche Lieder sogar mitsingen konnten.

Souad Massi begeisterte nicht nur mit ihren unglaublich schönen Stimme - sie ist auf der Bühne auch von umwerfender Nettigkeit. Souverän und dennoch freundlich und verbindlich, keineswegs abgehoben sondern gut "geerdet". Mit ihrer vierköpfigen Begleitband bot sie ein sehr tief wirkendes, aber auch energetisches und powervolles Konzert. Der enorm emotionale Song "Deb" sorgte gleich zu Anfang für Ganzkörper-Gänsehaut, während der mitreißende uptempo-Rumba "Yawlidi" mit seinen Soukous-ähnlichen Gitarrenläufen die Hüftgelenke forderte.
Ein tief wirkender, zu Herzen gehender Auftritt mit sehr viel unprätentiösem Charme!
Merci, Souad et companie!

Mein dringender Tipp: wann immer Sie Gelegenheit haben, Souad Massi live zu erleben - nehmen Sie die Gelegenheit wahr! Sie werden es nicht bereuen.
Die nächsten Termine finden Sie unter www.facebook.com/Souad.Massi

Gerhard Rühl, SHIROKKO MUSIK



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